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Kunst oder Dekoration?


Vignette, gestylt mit eigenem Artwork (als Buchcover)


Kürzlich hatte ich eine denkwürdige Unterhaltung mit einem Galeristen, der mir schon eine Weile folgt. Er mag meine Arbeiten, schätzt meine künstlerische Entwicklung und bot an, mir demnächst eine Soloausstellung zu widmen.


Wie allgemein bekannt, arbeiten Galerien mit einem Aufschlag im hohen zwei- bis dreistelligen Prozentbereich auf die vom Künstler/der Künstlerin angesetzten Preis. Das ist Teil ihres Geschäftsmodells. Kommt es zu einer Zusammenarbeit, bedeutet das entweder "Exklusivität" oder die Auflage für den Künstler, selbst nicht unter Galeriepreisen zu verkaufen (... und zwar alle Werke, über alle Kanäle).


Hier beginnt für viele aufstrebende Künstler*innen ein Dilemma. Fürchte ich, dass ich durch den plötzlichen Preisruck bisherige und künftige Käufer*innen, die ich jenseits meiner Galerievertretung erreiche, verprelle? Beende ich meine eigene Vermarktung, um ausschließlich mit Galerien zusammenzuarbeiten und völlig neue Kundengruppen anzusprechen? Mir schwirrt(e) der Kopf.


"Du musst dich entscheiden: Sind Deine Bilder Kunst oder Dekoration? Wenn Du mit Interior Designern zusammenarbeitest und preisgünstiger anbietest, kann ich sie nicht in der Galerie zeigen."

Dieser nüchternen Aussage musste ich entnehmen, dass meine Bilder je nach Kontext entweder als Kunst oder als Dekoration verstanden werden können. Wenn da nicht plötzlich eine klitzekleine Abwertung mitschwang..?


Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich zeitgenössische Kunst gerne im Kontext betrachte. Eingebunden in eine echte Lebensumgebung deutlich lieber als an blanden Galeriewänden oder im Museum. Tatsächlich inspiriert mich der Anblick einer liebevoll kuratierten Wohnung (mit leeren Wänden) oftmals, neue Ideen, Formate und Farbpaletten zu entwickeln.


Wenn Kunden mir erzählen, wie sie der Anblick meiner Bilder im Innern berührt, ist das die schönste Wertschätzung. Daher arbeite ich auch sehr gerne mit Interior Designer*innen zusammen, die den Wert von Kunst als gestalterisches Element und ästhetisches Asset verstehen. Das Wort "Dekoration" habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört.



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